Ich bin nicht alleine mit meiner Depression. Meine Frau, meine Kinder. Sie haben es miterlebt, miterleben müssen. Wer Angehöriger eines depressiven Menschen ist, kennt das Gefühl der Hilflosigkeit. Man liebt die Person, aber sie verschwindet immer häufiger im Nebel depressiven Denkens. Dann ist da ein anderer Mensch, traurig, motivations- und freudlos. Und früher oder später beginnt man als Partner anzunehmen, man trage ein Mitschuld. Die Krankheit hat aber nur einer. Mit den Auswirkungen müssen alle leben. So ist Depression oft auch ein Zerreißprobe für die Beziehung. Auch ich hatte Ängste, meine Familie an mein zickiges, nachtragendes, divaeskes Einhorn Depression zu verlieren. Und fast wäre es geschehen, hätte ich nicht eine Frau geheiratet, die so sensibel, so feinfühlig, so hartnäckig und so liebend ist, dass sie mir sogar aus einer Intuition heraus wortwörtlich mein Leben gerettet hat, in dem sie meinen hoffentlich einzigen ernsthaften Suizidversuch vereitelt hat. Damit hat sie mich zurück gebracht, zurück ins Leben und zu dem Schritt, nachzusehen, wo ich falsch abgebogen bin. Wo mein Leben eine falsche Wendung nahm und mich schlussendlich beinahe in den Tod stürzen wollte. Meine Frau hatte Zeiten, da ging sie davon aus, sie habe etwas falsch gemacht, würde sie nur dies oder das verändern, würde alles gut. FALSCH. Wirkliche Änderung kann nur vom depressiven Menschen selbst kommen. Das Umfeld sollte sich, sobald das eigene Leben, die eigene Zufriedenheit darunter leidet, externe Hilfe holen. Sollte der Partner bereit dazu sein, kann dies auch eine Familientherapie sein, aber auf jeden Fall ist es wichtig, eine realistische Sicht auf die Dinge zu behalten. Der Mensch ist an Depression erkrankt, er ist nicht die Krankheit. Und vieles vom Verhalten, dass der Famil [...]
Thursday, September 15, 2016
Monday, September 5, 2016
Fundstück der Woche: "Heal the World" Cover der besonderen Art
Ich verrate hier mal nicht mehr. Ansehen. Ggf. unter Zuhilfenahme von Taschentüchern. Ich finds genial! und die Outtakes zeigen auch, dass da viel Spass dabei war. und hey AfD Anhänger, ich hoffe ihr erstickt an so viel gutem Willen, internationalem Zusammenhalt und Toleranz.
Sunday, September 4, 2016
Der SCIO Molekular Scanner. Unboxing und erster Test
Vor ein paar Tagen war er endlich da. Der SCIO Molekular Scanner von Consumer Physics. Eines der Kickstarter Projekte, die auch liefern und das Ergebnis meiner Unterstützung erreichte mich diese Woche. Anstelle einer langatmigen Beschreibung habe ich zur Abwechslung mal wieder zwei Videos gedreht. Das erste ist das Unboxing des Scanners und des Zubehörs. Das zweite zeigt ein paar erste Scans und wie das Gerät an sich funktioniert. Viel Spass
Saturday, August 20, 2016
Mein Samsung Galaxy S7 Edge. Erfahrungen, Tipps und Tricks
Nachdem ich in letzter Zeit eher über meine Krankheit oder mein Buchprojekt berichtet hatte, jetzt mal wieder einer der Artikel, deretwegen das Blog eigentlich entstanden ist. Seit über 3 Monaten ist mein Daily Driver das Samsung Galaxy S7 Edge. Wer mich kennt, wird sich jetzt wundern, warum es nicht das Note7 wird. Zwei Gründe. Zum einen die bessere Akkulaufzeit, die jetzt nicht so intensiv ins Gewicht fällt, für mich aber immer noch ein relevanter Faktor ist. Zum anderen meine Erfahrungen mit meinem persönlichen Nutzungsverhalten bei den bisherigen Note Devices, die ich besessen habe. [caption id="attachment_34129" align="alignleft" width="300"] Man sieht sehr deutlich, dass wegen der abgerundeten Kanten das Case nicht alles Kanten schützen kann. Hier ist eine etwas stabilere Folie angeraten[/caption] Ja, zu Beginn fand ich die Note und insbesondere Note Stift spezifischen Feature toll, hab sie auch hin und wieder genutzt. Das hielt aber jedes Mal maximal 2-3 Wochen an. Danach blieb der Stift in seinem Fach und auch die "speziellen" Features habe ich kaum mehr genutzt. Um wirklich gut Notizen machen zu können, ist selbst der Bildschirm eines Note7 noch zu klein, gerade bei meiner Sauklaue. Zudem dauerte mir die Umsetzung von schnellen Notizen in Druckschrift dann doch immer zu lang. Da war ich mit dem Tippen auf der virtuellen Tastatur wesentlich schneller. Als also das S7 Edge auf den Markt kam, und die Specs eigentlich eher an ein etwas geschrumpftes Note ohne Stift denken ließen, war mein Beschluß gefasst. Weg vom Stift, hin zu einem reinen Touchscreen Smartphone. Und ich habe es nicht nur nicht bereut, ich bin auch nach einigen Monaten noch schwer begeistert. Die Größe ist ideal, die Schnelligkeit herausragend und auch in der Handhabung liegt [...]
Wednesday, August 17, 2016
Verschont mich mit eurem Digital Detox
Die Idee an sich alleine schon ist genauso dumm, wie all die anderen "Detox" Ideen, die nachweislich nur denen helfen, die sie verkaufen. Urlaubszeit. Lass dein Smartphone/Notebook/Tablet doch daheim. Warum? Um mir das Leben schwer zu machen? Gerade im Urlaub hilft mir das Smartphone, Dinge einfacher zu machen. Navigation, gute Restaurants, Übersetzungen, die Kamera und der MP3 Player. Soll ich das alles extra mitnehmen? Macht ihr das ruhig. Und erst die Bücher. Aber es gibt sie jedes Jahr, die Klugscheisser, die wieder von der bösen digitalen Technik salbardern, die sie offensichtlich schlicht nicht beherrschen. Mein Smartphone ist genau dafür da, damit ich NICHT immer erreichbar bin. Wer meint, er müsse jeden Telefonanruf beantworten, jeden Tweet, jede SMS, der hat mit Verlaub ein ganz anderes Problem. Denn das ist kein Problem des Smartphones, sondern des Nutzers, der sich offensichtlich zu wichtig nimmt. Aber ihr hört ja lieber auf die digital dementen Cyberkranken, die aus eurer Leichtgläubigkeit mit immer neuen Büchern voller Halbwahrheiten oder schlichter Lügen ihr Geld an euch verdienen, obwohl die Fachwelt längst über sie lacht. Leute, kommt mal runter. Das Smartphone ist ein Werkzeug. Und wie jedes Werkzeug bedarf es einiger Übung, um richtig damit umzugehen. Die erlangt man aber nicht, indem man meint, man müsse es so oft es geht daheim lassen, das konterkariert nämlich die Idee eines Smartphones. Und wenn wir nicht endlich anfangen, in Schulen Medienkompetenz zu lehren, werden wir auch weiterhin technophobe Panikmacher haben, die ohne dass sie wirklich wissen, wovon sie reden Ängste schüren, statt die Zukunft bauen zu helfen. Mein Smartphone ist im Urlaub dabei. Und ich würde euch auch dringend dazu raten. Wenn ihr es denn wirklich bedienen könnt. Oh, und wenn ihr dennoch ein Digital Detox machen wollt, gut. Dann ign [...]
Friday, August 12, 2016
Horrorlehrer von Vorgestern senden Rauchzeichen
Der Spiegel, mittlerweile für mich die BILD Zeitung als Zeitschrift lässt einen Lehrer über die bösen Smartphones herziehen und den Untergang der Bildung herbeisalbadern. Ein typisches Phänomen des Technophobdeutschen, der am liebsten noch mit der Dampflok ins Büro fahren würde, wo er dann 10 Stunden arbeiten muss, an einer Schreibmaschine. Wie, nein? Keine Dampflok? Hallo, aufwachen bitte, solche Lehrer, die einer Vergangenheit nachtrauern, die es in der erinnerten Schönheit nie gab, solche Lehrer schaden meinem Kind. Denn sie bereiten nicht auf die Gegenwart vor, sondern auf eine Vergangenheit, die nicht mehr wieder kommt. Sie versäumen es, einen intelligenten Umgang mit neuen Medien zu lehren, zu denen eben auch das Smartphone gehört. Meine Kinder haben Smartphones und Computer, weil ich mir der Verantwortung bewußt bin, eben nicht wegzuschließen sondern aufzuklären. Gerade heute, in einer Gesellschaft, die immer digitaler wird, und das vor allem, weil es das berufliche Umfeld, die Unternehmen so wollen halte ich es für fatal, eben diese Themen auszublenden. Wobei, auch meine Lehrer waren zum Teil ewig gestrig. Das nötige Wissen für das echte Leben hab ich mir damals jenseits der verbohrten Schule geholt. Und das ist, oh Schreck schon über 30 Jahre her. Und ein Großteil diesen Wissens war schon damals Computerwissen. Immerhin bin ich auf der Straße gelandet. Ne, Moment. Ich hab studiert und bin Informatiker und Autor geworden. Gestern noch habe ich "Club der toten Dichter" gesehen. Die dortigen Lehrer, mit Ausnahme von Mr. Keating alias RobinWilliams verkörpern genau das, was wir immer wiedergekäut kriegen. Und was dann noch von"Wissenschaftlern" wie Dr. Spitzer mit teils falschen, teils halbwahren Aussagen bekräftigt wird, und mit gefilterten Studien untermauert. Solche Gegner verdummen uns. Nicht di [...]
Wednesday, August 10, 2016
Warum ich nicht mehr leben wollte
Triggerwarnung: Solltest du dich im Moment emotional nicht stabil fühlen, ließ diesen folgenden Text bitte nicht, sondern hol dir Hilfe. Versprich es mir. Ja, ich wollte Suizid begehen. Ich habe es tatsächlich real versucht. Gott sei Dank ging das schief, wobei ich unglaublich viel Glück hatte, im Nachhinein betrachtet. Aber warum tut man so etwas überhaupt, ist die Frage, die ich am häufigsten zu hören bekomme. Warst du den irre? Nein, war ich nicht. Vielmehr so klar im Kopf, so erschreckend sicher, dass ich im Nachhinein noch immer erschrecke, wenn ich an jenen Tag, den 5. Februar denke. Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. Ich bin sogar entsetzt über die Angst, die ich ausgelöst habe. Aber in diesem Moment, als alles damals begann, war mir nur eines klar. Man hatte mir mein Leben weggenommen. Und das, was jetzt drohen würde, das wollte ich nicht, konnte ich nicht ertragen. Ich wollte nicht sterben. Aber dieses Leben wollte ich auch nicht mehr und es gab in diesem Moment keinen Ausweg mehr, keine Alternative. Mein Leben war am Ende. Es war nicht ohne Fremdbeteiligung aber ich will niemandem Vorwürfe machen. Man hätte manches nicht sagen, manche Regel nicht mir aufbürden sollen. Aber im nachhinein ist man immer klüger. Man hat mich nicht verängstigt, ich wurde in pure, blanke Panik versetzt. Eines wusste ich in diesem schrecklichen, panischen, vor Angst starren Moment. Ich bin eine Last. Für alle, insbesondere für meine Familie. Klar, es würde Trauer geben, aber dann würde es weiter gehen. Erst durch den Verlust eines wirklich guten Freundes, Johannes Korten ist mir vor Augen geführt worden, dass dann nichts besser wird. Es gibt immer Menschen, denen man fehlt, deren Leben danach nie wieder ganz heil wird. Ich werde hier kein Wort über das Wie und das [...]
Sunday, August 7, 2016
Die Medien. Großmeister der Stigmatisierung
Großeinsatz in Saarbrücken, man vermutet einen Bewaffneten. Stellt sich heraus, der Mann, der dummerweise psychisch krank ist (welche psychische Krankheit erfährt man natürlich zuerst nicht, nur dass er so einer von diesen Irren sei) ist nur EINGESCHLAFEN und hat deshalb nicht gehört, als Mitangestellte ins Gebäude wollten. Die Nachrichten klingen natürlich gleich nach wahnsinnig, psychisch völlig irre und gefährlich. Und bewaffnet. Man weiß zwar nichts genaues, vermutet aber fröhlich rum, versetzt die Öffentlichkeit in Panik und bekommt Leser, Zuschauer, Klickzahlen. Ich finde das ist BILD Niveau, das leider auch von den öffentlich rechtlichen gelebt wird. Statt abzuwarten, bis es gesicherte Erkenntnisse gibt, wird jede noch so hirnrissige Vermutung gleich aufgebauscht und breitgetreten. Und später lädt man sich eine Diskussionsrunde ein, die sich in ihrer Weltsicht oft seltsam einig ist, und stigmatisiert fröhlich weiter. Statt einmal Betroffen einzuladen und ein differenzierteres Bild zu zeichnen, werden Klischees bedient, die einfach, erklärbar und meist falsch sind. Und dann soll man den klassischen Medien noch trauen, sie konsumieren. Ne danke, ich will Fakten, keine Panikmache.
Saturday, August 6, 2016
Meine Depression und ich. Ein Nicht-Angriffspakt
Mittlerweile sind schon nahezu 1 1/2 Jahre vergangen seit meinem Suizidversuch. Seit dem finalen Einbruch der Depression in mein Leben. Das letzte Jahr war geprägt von Klinikaufenthalten und Selbstzweifeln, von wundervollen Begegnungen und tiefschwarzen, einsamen Tagen. Anfang diesen Jahres dann der erste Versuch, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, motiviert begonnen, gnadenlos gescheitert. Weil ich annahm, ich sei völlig gesund. Weil ich auch annahm, mein Umfeld wisse um die Trigger, um das, was an jenem 5. Februar 2015 wirklich mit mir passierte. Völlig falsch, niemand ahnte auch nur das geringste. Also alles wieder auf Los, neues Spiel, neues Glück. Erneut die Klinik, diesmal nur temporär. Ein zweiter Anlauf, dieses Mal nicht 6 Wochen sondern ganze 12. Behutsam, vorantastend, immer darüber klar, ich bin NICHT gesund, ich habe nur mehr Mittel, meinen Dämon Depression und den wie sich herausstellte viel bedeutsameren Dämon generelle Angststörung im Griff zu behalten. Unterstützung erfuhr ich oft aus Quellen, an die ich nie gedacht hätte. Meine Twitter Follower haben mir so unendlich viel gegeben, geholfen, Zuneigung und Verständnis gezeigt. In meinem privaten Umfeld outeten sich wegen meines offenen Umgangs mit meiner Erkrankung immer mehr Menschen. Die re:publica schliesslich war der Höhepunkt. Eine Session über Depression und Social Media. Viele Menschen, die mir die Hand geben wollten, sich für meine Aufklärungsarbeit bedankten, die mir doch eigentlich nichts weiter als inneres Bedürfnis und Teil meiner Heilung ist. Gespräche auf Augenhöhe, beiderseitige Offenheit. Die re:publica war für mich ein ungeheurer Motivator, offen und ehrlich über meine Geschichte zu kommunizieren, jenseits all der dummen Sprüche "ob der Herr Hauck schon stabil genug ist" oder "Wir müssen den Herrn Hauck schützen". Einen SCHEISS müsst ihr, ich habe depressive Episoden. Ich bin nicht entmündigt! Und das zweite Projekt, mein Buch über mich und meine Zei [...]
Monday, July 25, 2016
Johannes
Frankfurt. Ein Barcamp einer Bankengruppe. Und Johannes stach mir sofort in die Augen. Er war wie ein Leuchten, voller Energie, voller Dynamik. Wir präsentierten beide Themen rund um Social Media und erkannten schnell, dass wir gleich ticken. Nicht nur was unsere Affinität zum Netz anging, die damals niemand teilte und die wohl heute den meisten noch in der Intensität abgeht, die für Johannes typisch war. Auch unsere Sicht auf die Welt war so ähnlich, das wir uns stundenlang verquatschen konnten. Johannes war ein Mensch voller sprühender Ideen. Die er vermutlich auch als Tarnung seines brüchigen, traurigen Inneren nutzte. Aber damals hatte ich ja keine Ahnung, wie es um ihn Stand, ich wusste ja selbst nicht, was mich noch mit ihm verbünden sollte. Als sein Freund Kai schwer erkrankte und die Familie in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten drohte, startete Johannes #einbuchfuerkai, das ein ungeahnter Erfolg werden sollte. Wieder so eine typische "Johannes" Idee. Nutze was dir geboten ist, um Gutes zu wirken. Überhaupt, Johannes war einer der wenigen Menschen, dem ich immer abgekauft habe, dass es ihm um mehr als Reichweite, mehr als beruflichen Erfolg geht. Was letztlich zu seinem finalen Schritt geführt hat, ich weiß es nicht. Aber auch mein eigener Versuch ist mir ein Rätsel. Wir sollten nicht spekulieren, niemand hat in ihn geblickt und ich weiß, wie dunkel es dort werden kann. Nur was für Konsequenzen sich daraus ergeben, das schreibt der individuelle Lebensweg. Dass seine Familie trauert, dass es Fragen gibt, es ist unumgänglich. Aber es wird keine Antworten geben, denn die hat Johannes mitgenommen. Was uns bleibt ist, seine Ideale, seine Projekte fortzuführen. Denn er wollte das Netz zu einem guten Ort machen. Die Anteilnahme heute Morgen, die vielen Wünsche und Initiativen, um Johannes doch noch lebend zu finden und vor allem #wirfuerhannes. Ein gutes Netz. So stelle ich es mir vor. Und es gibt Anzeichen, dass Johannes Vermächtnis n [...]
Monday, July 4, 2016
Wenn gut gemeintes dich ins Loch stösst
Schlimmer noch als böse Menschen, toxische Typen, giftige Gestalten sind all die, die es doch nur gut mit dir meinen. Da hast du es gerade einigermaßen auf einen stabilen Stand geschafft, fühlst dich gefestigt, denkst, du kannst auch den Arbeitsalltag wieder stemmen, dann mischen sich Klugscheißer ein, die über deinen Kopf hinweg entscheiden, dass du wohl nicht stabil genug bist. Die haben die unverschämte Arroganz, die Überheblichkeit, zu entscheiden, wie ich zu sein habe. Oder noch schlimmer, die begreifen einfach nicht, dass nur weil ich jetzt aus den Kliniken und der Wiedereingliederung raus bin, das noch lange nicht heißt, dass ich gesund bin. Ich bin stabil, ich hab meinen schwarzen Hund gerade unter Kontrolle, da kommt eine gute gemeinte aber für mich fürchterliche Breitseite, die mich wieder tief ins Loch der Depression stößt. Die eine Panikattacke auslöst, Selbstverletzung und depressive Gedanken in Reinkultur. Sensibilität, das ist etwas, das viele von sich zu haben behaupten, aber ganz wenigen gegeben ist. Und ich darf die Trümmer meines gerade geklebten Seelenkruges wieder mühsam zusammenflicken, denn man damals vermutlich nicht mal absichtlich zerbrochen hat und mich damit fast umgebracht. Bitte, meint es nicht gut mit mir, wenn euch nicht wirklich interessiert, wie es mir geht, wenn ihr nicht begreift, dass ich Depressionen auch weiterhin haben werde, und auch gerade deshalb ernst genommen, gefragt werden will. Arroganz und Ignoranz. Ich kann sie nicht mehr ertragen. Lasst ich lieber in Ruhe, bevor ihr gänzlich unbedarft in meiner Seel herumstochert und mich mehr verletzt, als ihr es vielleicht ahnt.
Thursday, June 30, 2016
Golchi, die modifizierbare Trinkflasche für zwei Getränke gleichzeitig.
Ein Kickstarter Projekt, das schon kurz nach dem Start finanziert ist. Und eine Trinkflasche für zwei Getränke gleichzeitig. Das ist Golchi. Eine der spannendsten Variationen der Trinkflasche, die ich bislang entdeckt habe. Und von mir unterstützt.
Sunday, June 26, 2016
Warum wir alle verrückt werden sollten.
"Bin ich etwa verrückt geworden?", fragte der Hutmacher traurig. "Ich fürchte, ja", sagte Alice, "du bist total durchgeknallt. Aber soll ich dir ein Geheimnis verraten? Das macht die Besten aus."
(Alice im Wunderland von Lewis Carroll)
Normal sein. Brav sein. Gefolgsam sein. Ein guter, williger, konformistischer Angestellter, der ja keine rebellischen Gedanken hat, am besten gar nicht eigenständig denkt sondern nur zum Wolle des Unternehmens. Braver Bürger, der sich an Regeln und Gesetze hält, ohne sie zu hinterfragen, ohne zu zweifeln. Wir werden so häufig in ein scheinbar normales Korsett von Verhaltensweisen, Vorschriften und Drohungen gesperrt, dass es uns oft den Atem raubt. Dabei sind diese Regeln und Normen oftmals nur für ganz bestimmte Menschen oder Instanzen normal, sinnvoll, nützlich. Für den großen Rest stellen sie eigentlich den blanken Wahnsinn dar. Ein Banker verdient mit dem Geld hin und her schieben Unsummen, eine Krankenschwester kann froh sein, wenn sie nach vielen unbezahlten Überstunden von ihrem Gehalt überhaupt leben kann. Großkonzerne suggerieren uns, wir seien krank, hätten Defizite, bräuchten teures Functional Food oder Nahrungsergänzungsmittel. Und erst jüngst haben mehrere Studien nachgewiesen, dass die Psychopharmaka, die auch ich gegen meine Depressionen verschrieben bekommen habe, eigentlich genau so viel Wirkung zeigen, wie Plazebos und lediglich bei ganz schweren Fällen einen gewissen Nutzen haben. Wir schicken Kinder in Schulen, die schon wir hassten, damit sie Dinge lernen, die sie später nicht brauchen oder noch schlimmer, damit sie zu willigen Lohnsklaven für die Arbeitgeber ausgebildet werden, statt universell gebildet zu sein, um dann möglicherweise die eine oder andere Lüge oder Dummheit zu hinterfragen. Das da draußen, das, was man uns als vernünftig, gut, richtig präsentiert ist zum Teil viel größ [...]Friday, June 24, 2016
Die Schere im Kopf und das Blockwartdenken
Ich schreibe nicht alles, was mir am Herzen liegt. Nicht, weil ich dafür keine Worte finden könnte. Aber weil ich weiß, dass ich bespitzelt werde, dass man sich wohl Sorgen macht, ich könnte den Finger in Wunden legen, die man lieber unter den Tisch kehren will. Ja, das ist Zensur, sogar Zensur, die ich mir selbst auferlege. Aber mit einer Familie ist man erpressbarer als alleine. Und zudem ist es mir den ganzen Ärger nicht wert, zu erzählen, was die unliebsame Wahrheit ist. Mir sind jetzt andere Themen wichtig. Die Aufklärung über Depression, die Prävention von Suizid. Natürlich bin ich weiterhin wütend über die Bespitzelung und würde liebend gerne dagegen vorgehen. Aber das bedürfte Anwälten, und viel Energie, die ich so mit meiner chronischen Depression im Moment einfach nicht habe. Aber die Prioritäten haben sich durchaus verschoben und wo ich mich zuvor schwer getroffen füllte denke ich mir immer öfter das Götz Zitat. Wo mich Green- oder White washing geärgert haben freue ich mich heute diebisch, wenn das ganze von der Hand des "Waschenden" selbst in sich zusammenstürzt. Als Buchautor habe ich zudem andere "Waffen", die ich durchaus einzusetzen weiß, so wird mein Buch über meine Zeit in den Therapien sicher ein erhellender Einblick in das, was einem als Suizidüberlebendem so alles widerfährt. Dennoch. Ja, ich habe bei gewissen Themen eine Schere im Kopf. Aber nur so lange, bis die Drohungen massiver werden. Dann werde ich mich zu wehren wissen. Nochmal ins Eck treiben lassen, no way.
Wednesday, June 22, 2016
Manchmal ist es besser wenn etwas nicht passiert
Noch laufen die Dreharbeiten für die 37° Doku. Nicht alle Player, die ich gerne dabei gehabt hätte, machen mit. Angeblich zu meinem besten.... ohne mich zu fragen. Früher hätte ich mich aufgeregt, aber auch hier war die Depression mir ein Lehrmeister. Ich bin nicht für das Wohl anderer verantwortlich. Und wenn ich ohne Anstrengung die Dreharbeiten überstehe und andere das anders sehen. Pech gehabt. Zumal da noch andere Baustellen schwelen. Und auch in der zweiten tv Doku und im Buch bin ich clean. Jetzt kann ich ganz die restlichen Dreharbeiten ganz gelassen angehen. Und auch eine große französisch Stadt noch eine Rolle spielen. Distanz zu toxischen Menschen. Ich merke immer mehr, dass das zu einer meiner wichtigsten Regeln werden wird. Und nicht zu lange über anderer Leute Fehlverhalten aufregen. Aber einen Gruß an jene schicke ich dann doch. Danke. So ist es mir lieber.
Sunday, June 19, 2016
Die Wirtschaft will Spitzenleistung. Dann soll sie auch liefern.
Manager predigen Spitzenleistung, fordern jedes Jahr 5% mehr Leistung. (Ohne natürlich zu hinterfagen, ob das die Mitarbeiter auch gesundheitlich und psychisch verkraften, aber dafür sind sie ja verplanbare und verbrennbare Humanressource.) Gleichzeitg schanzt sich das Topmanagement fürs Versagen bei Projekten wie Berlin, Stuttgart oder auch anderen großen Aufgaben, wie zum Beispiel einer guten, ehrlichen und menschlichen Unternehmenskultur bei VW Millionengehälter zu und ändert das erst nach massivem öffentlichen Protest. Wir alle sollen in einer Kultur der Spitzenleistung existieren, in der wir konsumieren wie die Idioten und gleichzeitig arbeiten bis zum Umfallen. Natürlich aber dann, wenn es daran ginge Rente zu beziehen am besten tot in die Kiste fallen, damit wir ja nicht mehr dem Staat auf der Taschen liegen, der uns davor Jahrzehnte geschröpft hat, während er den Konzernen jede mögliche Erleichterung verschaffte, nur, weil die Manager da oben, die ohne jede Bodenhaftung in anderen, in surrealen Fantasiewelten existieren, nur weil diese Manager mit Arbeitsplatzabbau drohten, den sie dann so oder so machten. Wie wäre es zur Abwechslung mal, wenn die Wirtschaft liefern würde, statt uns, den Konsumenten als dumme Melkkuh zu behandeln. Wenn es möglich wäre, auch ohne Arbeitsplatz gut zu existieren, statt sich von der Hartz IV Stasi verfolgt zu wissen, die einem nicht das kleinste bisschen Alterssicherung gönnt und immer nur so tut, als wären alle Hartz IV Empfänger Verbrecher, wohl wissend, dass die eigentlichen Verbrecher ganz woanders sitzen. Das wir Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens verspotten, ist da nur logisch. Nicht, weil das eine dumme Idee wäre, ganz im Gegenteil. Aber es würde den Bürger mündiger, unabhängiger von den Konzernen machen. Wir wären nicht mehr die Lohnsklaven, die jeden Schwachsinn mitmachen müssen, weil man ja sonst gefeuert wird. Und es würde aus den Unternehmen ehrlicher berichtet, st [...]
Monday, June 13, 2016
Du bist doch depressiv, du kannst das doch nicht.
Warum eigentlich meinen alle besser zu wissen, zu was ich in der Lage bin und zu was nicht? Wie? Du warst das ganze Wochenende auf dem Literatur Barcamp in Heidelberg? Das muss dich doch sehr angstrengt haben? NEIN, HAT ES NICHT. Warum wissen andere denn immer so viel besser, was mich anstrengt? Das Literatur Barcamp war für mich pure Erholung, Inspiration, Stimmungsaufhellung. Genauso wie die Arbeit an meinem Buch. Das strengt zwar in gewissem Sinn auch an. Aber diese Anstrengung empfinde ich als sehr positiv und sie lenkt mich hervorragend von meiner Depression und meinen Ängsten ab. Beim Schreiben habe ich das Schicksal im Griff, zumindest im Rahmen der Fantasie der Autorenrolle. Und ja, ich mache bei Dreharbeiten mit, aber auch die strengen mich bei weitem nicht so an wie klugscheissende Ärzte, die behaupten, das "wäre für den Herrn Hauck aber noch nichts." Völliger Quatsch, aber immerhin folgte darauf der Mandatsentzug. Lass mir doch nicht von anderen vorschreiben, was ich kann und was nicht. Vielleicht ist das das eigentlich Ärgerliche daran, mit der Depression an die Öffentlichkeit zu gehen. Es gibt plötzlich so viele besorgte Besserwisser, die zwar von der Krankheit keine Ahnung aber tausend Helferlein zur Hand haben. Wisst ihr was? Verpisst euch. Ich krieg das schon in den Griff, mit denen, die wohlwollend an meiner Seite stehen statt mit erhobenem Finger über mich zu richten. Ich entscheide. Das hab ich viel zu lange nicht. Also, weg mit den toxischen Menschen. Und wenn ich sie nicht physisch meiden kann, dann fliegen die zumindest aus meinem Kopf. So.
Sunday, June 12, 2016
Das Literaturcamp Heidelberg, es hätte nie enden dürfen
Es gibt diese Ereignisse, die prägen sich ins Gedächtnis wie von einer Dampframme gestempelt. Das Literaturcamp Heidelberg, ein Barcamp für alle, die sich irgendwie mit Buch und Literatur befassen, fand im DEZERNAT 16, der Kultur- und Kreativwirtschaft in der alten Feuerwache Heidelberg statt. Mit meinem aktuellen Buchprojekt war das Camp quasi Pflichtveranstaltung. Und ich hatte mir nicht zuviel davon versprochen. Von Dramaturgie einer Erzählung über Erfahrungen aus der Lektorenpraxis bis hin zu "Let's talk about Sex" (Beteiligte wissen, worum es geht, der Rest möge seiner verdorbenen Fantasie freien Lauf lassen. Auch wenn sie höchstwahrscheinlich daneben liegt), es war ein bunter Strauß an Themen. Danke an die Hauptorganisatoren Susanne Kasper (@literaturschock), Dirk Welz (@dirkwelz),Nathan Mattes (@zeitschlag), Valentin Bachem (@hdvalentin) und Nils Pawlik (@[...]
Wednesday, May 25, 2016
Ich bin anders, lebt damit
Ich bin nicht normal. Schlimm? Ach was. Normalität ist für mich Langeweile. Durchschnitt. Alltäglich. Unkreativ. Normal sind, die, die mir immer klar machen wollen, dass mein "anders" sein, mein "anders" denken böse, gefährlich, falsch, bedrohlich ist. Lange hab ich immer wieder auf diese Stimmen gehört, mich von ihnen irritieren lassen, kaputt machen, in die Depression treiben. Was ich gelernt habe im letzten Jahr. Ich werde anders bleiben. Weil ich so sein bin. Weil es mein Wesen ausmacht, meine innere Essenz darstellt, das, was mich am Leben hält. Ich bin der, der auch im Winter oder bei Regen barfuß nach draußen geht. Ich bin der, der lieber ein Museum oder eine Bibliothek besucht, als eine Party. Ich bin der, der es liebt, zu schreiben, der Filme schätzt, die andere als langweilig oder zu schräg bezeichnen würden. Ich bin der Geek, der Gadgets und Technikspielereien liebt, der sich aber gleichzeitig mit Malerei und Prosa befassen möchte. Ich bin Rampensau und Agoraphob. Und ich bin depressiv und mag es dennoch, mit anderen zu lachen. Zumindest, wenns mir nicht gerade tiefdunkelübel geht. Nehmt mich so, wie ich bin oder lasst es. Aber versucht nicht mich zu verbiegen. Denn auch wenn ich nachgeben werde, ich werde mich wehren. Weil ich einen Suizidversuch hinter mir habe, weil ich mich hatte falsch machen lassen. Ein zweites Mal darf das, wird das nicht passieren. Ich bin ein Außenseiter aber Überraschung. Ich fühle mich wohl dabei. Mittlerweile.
Friday, May 20, 2016
Kein Mitleid, kein Mitgefühl und schon gar keine Gnade
Ich habe Depressionen, ich hatte sie schon und werde sie auch zukünftig haben. Und meinen Ängsten muss ich mich jeden Tag aufs neue stellen. Deshalb spart euch bitte euer Mitgefühl. Denn würdet ihr wirklich mitfühlen, ihr könntet mit mir in die Therapie. Die Dunkelheit, die Wertlosigkeit, das Gefühl, auf trockenem Land zu ertrinken. Das kann man nicht mitfühlen. Es zu behaupten ist verletzend, weil es das eigene Empfinden entwertet, es zu etwas macht, das jeder nachvollziehen kann. Wenn es aber mal darauf ankäme, es nachvollziehen zu können, erfährt man als depressiver Mensch sehr schnell, wie wenig wahres Mitgefühl übrig bleibt. Dann trifft man sehr schnell auf Unverständnis, auf dumme Sprüche wie "stell dich nicht so an" oder "du hast mir das doch schon früher gesagt, warum war es denn jetzt so schlimm". Solche Formen von Mitgefühl sorgen eher dafür, dass der Boden für das schwarze Loch, in dem die Depression lauert noch weiter aufgerissen wird, sorgen dafür, dass der Stoß noch etwas stärker ist, der einen in den Spalt stürzt. Und erst das Mitleid. Ich kann es nicht ausstehen, auf den Tod nicht. Wobei. Tod, aber lassen wir das. Mitleid entwertet mich, Mitleid macht mich klein und den angeblich Mitleidenden groß. Denn Mitleid ist mit einem depressiven Menschen schlicht nicht möglich, es sei denn, man hat selbst Depressionen und dann leidet man nicht mit, sondern für sich selbst. Weil für sich selbst schon schlimm genug ist. Und fast alle, die sich einem voller Mitleid zuwenden, erwarten dann Dankbarkeit. Und dass man ob des empfundenen Mitleids voller Demut an seiner Heilung arbei [...]
Tuesday, May 17, 2016
Ich werde Teil einer Doku oder, Dreharbeiten aus erster Hand
Ich werde Teil einer TV Doku über Depressionen sein. Danke schon mal an Jana dafür, die mich vorgeschlagen hat und selbst auch einen Part in der Dokumentation haben wird. Genauer handelt es sich um die von mir sehr geschätzte Dokuserie 37°, die auch ausschlaggebend für meine Zusage war. Denn wenn schon, möchte ich das ganze gut dargestellt wissen und nicht für irgendein merkwürdiges Pseudodokuformat verbraten werden. Nachdem ja schon im Februar ein kleines bisschen gedreht wurde und auf der re:publica quasi mein Aufenthalt in Berlin und meine Session Teil der Geschichte wurde ging es nun um mein "normales" Umfeld und die Familie. Erste Erkenntnis dabei. Es ist alles ehrlich, was aufgenommen wird, aber die eine oder andere Szene muss dann doch nachgestellt werden, weil das ganze sonst überhaupt nicht dokumentierbar wäre, ohne uns quasi wochenlang auf dem Schoss zu sitzen. Aber wie es auch in Romanen so schön heißt. Alles hat sich mehr oder weniger so zugetragen. Auch der Umgang zwischen Drehteam und meiner Familie war vorbildlich, das war schon daran zu erkennen, dass die Kinder völlig entspannt und ehrlich vor der Kamera agierten. Für mich als "@bicyclist" vor allem lustig war es, von einer Kameradrohne verfolgt zu werden, um mein Radfahren durch die schöne Region zu dokumentieren. Komisch, wenn man von einem surrenden Etwas verfolgt wird, das man bloß nicht ansehen soll. Denn, merket auf: NIE in die Kamera sehen. Ich hoffe, das hat immer geklappt, gemeckert hat niemand. [...]
Monday, May 9, 2016
Meine Session zu Depression und Social Media im Video
Für die, die dabei waren zum nochmal sehen, für alle anderen: Kati Krause und ich stellen zwei Herangehensweisen an Social Media vor, wenn man mit Depressionen zu kämpfen hat.
Sunday, May 8, 2016
Die Presse und die Wahrheit. Social Media böse. Medien gut.
Tja, wieder mal bewiesen bekommen, dass die Medien nicht an Objektivität interessiert sind. Außer der Süddeutschen hat es kein Presseorgan geschafft, auch meine auf der re:publica vorgestellte Sicht auf Depression und Social Media auch nur zu erwähnen. Spiegel Online, Fritz.de, alle haben nur die "Depression ist böse" Sicht präsentiert, ohne meinen Beitrag auch nur zu erwähnen. Während der Artikel der Süddeutschen gut recherchiert und ausgewogen war, lieferten Spiegel Online und Fritz.de parteiische Peinlichkeiten ab. Aber eigentlich habe ich es nicht anders erwartet. Social Media böse, Print und Radio gut. Ja ne is klar, sehr peinlich und wieder ein Beweis mehr, warum sich immer mehr von den klassischen Medien abwenden. Schade, Thema verfehlt, setzen sechs.
Friday, May 6, 2016
RPTen ein wehmütiger Rückblick
Aus der Provinz anreisen. Das erste Abenteuer. 70 Minuten Verspätung hatte der ICE, als er endlich in Berlin ankam zur pre:publica. Also schnell ins Mercure eingecheckt, günstig gelegen, weil gegenüber und dann ab zum Vortagsevent der eigentlichen re:publica. Da habe ich zum ersten Mal gespürt, dass irgendwas anders ist, als in den Vorjahren. Kaum auf dem Gelände kamen die ersten auf mich zu und begrüssten mich. Gut, auch in den Vorjahren war das so, aber dieses Mal war die schiere Anzahl an bekannten wie unbekannten Gesichtern, die mich offensichtlich kannten überwältigend. Zumal sich viele für meine Offenheit bezüglich meiner Depression und des Suizidversuchs bedankten. Alleine dieses Feedback zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und das setzte sich an Tag eins fort. Eigentlich wollte ich die große Halle nur durchqueren, um zum hinteren Außenbereich zu kommen, brauchte dafür aber geschlagene 1 1/2 Stunden, weil es viele Hände zu schütteln, viele Gespräche zu führen gab. DANKE, wirklich, das mein ich so, und zwar tausendmal für euer Feedback. Ich glaube, ihr könnt nicht mal erahnen, wie viel mir das bedeutet. Natürlich nahm ich die Eröffnungssession mit, hörte mir den sehr guten Vortrag von Kate Crawford "Know your terrorist credit score" an. und den aufschlussreichen Vortrag "Kinderbücher. inklusiv. queer. interkulturell. Aber wie?" von Raúl Aguayo-Krauthausen, Suse Bauer, Carina Kühne an und die Vorträge von Gunter Dueck und Sascha Lobo:
Thursday, April 28, 2016
Minecraft für die Gear VR
Wer ein Faible für Minecraft hat und bislang bereits auf dem Smartphone Minecraft gespielt hat, der dürfte sich über diese Nachricht freuen. Im Oculus Store gibt es ganz neu Minecraft VR für die Samsung Gear VR. Damit man noch intensiver in die Blöckewelt von Minecraft eintauchen. Es stehen ein Kinomodus und ein Immersive Modus zur Verfügung. Erster bietet Minecraft wie auf einer Kinoleinwand. Interessanter für die Meisten dürfte der Immersive Modus sein, bei dem man zur Gänze in das Spiel eintaucht. Einzige Bedingung neben der Gear VR ist ein Controller, damit man im Spiel auch navigieren und die vielen verschiedenen Aktionen ausführen kann.
Thursday, April 21, 2016
Warum Virtual Reality bleibt und wo es sich verstecken wird
[caption id="attachment_34003" align="alignleft" width="638"] Eine der ersten VR Brillen, die auch für den "normalsterblichen" User erschwinglich ist... So er ein Samsung Smartphone einer bestimmten Generation besitzt[/caption] In meinem Umfeld, zugegebenermaßen ländlich geprägt und damit weit weg von allem "neumodischen Zeugs" steht VR eher für eine bestimmte Gruppe von Banken denn für Virtual Reality. Dennoch sehe ich selbst auf dem Land große Potentiale für Virtual Reality. Natürlich wie immer zuallererst für Gaming und Porno (wo gibt es da eigentlich keine Technologie, die dafür genutzt wird) Viel spannender finde ich die etwas "abwegigeren" Möglichkeiten. Player, die ich in der nahen Zukunft als Anwender für VR sehe sind Banken, Baufinanzierer, Baumärkte, Möbelhäuser, schlicht all jene, die direkt oder indirekt mit dem Verkaufen, Vermitteln, Verschönern von Räumen zu tun haben. Die Bank oder der Baufinanzierer kann z.B. in Kooperation mit Fertighausherstellern oder Architekten seinen Kunden nicht nur das Traumhaus finanzieren sondern direkt virtuell ein Modell des geplanten Hauses erstellen, Veränderungen vornehmen, die dann sofort in die Finanzierungsrechnung eingearbeitet werden können. Baumärkte und Möbelhäuser sind die darauf folgenden Instanzen, die bei der Einrichtung der ersten eigenen Wohnung virtuell helfen können oder bei Umbaumaßnahmen virtuell darstellen, wie sich diese oder jene Holzsorte als Bodenbelag darstellt. Der nächste große Sektor ist Tourismus. [caption id="attachment_33987" align="alignright" width="225"] Mein Sohn bei ersten Tests, die die Brille mit Bravour bestanden hat.[/caption] Erste [...]
Thursday, April 14, 2016
MyTherapy. Das kleine Helferlein für Patienten
Mit meiner Depression einher geht, dass ich regelmässig Medikamente schlucken muss. Außerdem habe ich es mir angewöhnt, so etwas wie ein Stimmungstagebuch zu führen. War ein Tipp meiner Therapeuten, um frühzeitig erkennen zu können, wenn die Depression einen wieder zu überrollen droht. Da ich aber auch und insbesondere in der Depression vergesslicher bin als sonst, lag es nahe, mein Smartphone als Erinnerungsstütze zu nutzen. Zu Anfang bestand diese Stütze nur aus Einträgen in einem speziellen Therapiekalender innerhalb Google Kalender. Dann wurde ich auf MyTherapy aufmerksam gemacht. Laut der Beschreibung sollte die App all das abdecken, was ich quasi noch von Hand machen musste. Was kann denn nun MyTherapy? Im Prinzip ist die Kernidee, einen an die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu erinnern. Zusätzlich lassen sich aber auch noch andere Parameter wie Puls, Gewicht etc. abfragen. [caption id="attachment_33995" align="alignleft" width="263"] Bildquelle: http://www.smartpatient.eu/de/[/caption] Man kann sich an Aktivitäten wie Radfahren oder Spazierengehen erinnern lassen und kann regelmäßig seine allgemeine Stimmung ebenso abfragen wie Symptome von Angstzuständen bis zu Depressionen. Also genau das Richtige für mich. Im Laufe der Zeit kann man damit einen Stimmungsverlauf erstellen, der vor allem für mich sehr nützlich ist, um meine Depression unter Kontrolle zu behalten. Was neu hinzugekommen ist, ist das Team. Damit kann man Freunde oder Familie quasi als zusätzliche Motivatoren eintragen für die Erinnerung an die Medikamenteneinnahme. Dass die App etwas bewirkt, wurde an von Charité Berlin nachgewiesen (Steigerung der Medikamententreue durch Nutzung von MyTherapy) in [...]
Wednesday, April 13, 2016
Wie fühlt sich eine Depression an?
Das ist wohl die mir am häufigsten gestellte Frage. Zumal ich eine sogenannte agitierte Depression habe, also eine Depression, die ganz ohne die Antriebslosigkeit auskommt. Na ja. Fast ganz. So mancher Morgen schreit einfach nach einer Fortsetzung des Aufenthalts im Bett. Aber leider ist die Hemmung meist nicht stark genug und das Pflichtbewußtsein obsiegt dann. Wie fühlt es sich an? Eigentlich unmöglich zu beschreiben. Man hält sich für ein Stück Dreck, nichts wert, nicht wert, dass man sich um einen bemüht. Aber man ist immerhin produktiver Dreck. Das Selbstwertgefühl ist nicht nur am Boden sondern metertief begraben. Freude an Dingen, nicht existent. Man tut zwar vieles, aber nichts mit Freude daran. Die Arbeit gelingt einem lange Zeit ohne Probleme. Nur wenn von zu vielen Seiten mit Vorwürfen, Vorschriften, Anschuldigungen auf einen eingeschlagen wird, wenn die Kritik einen dank einer depressiven Phase mehr berührt als sonst. Dann kann es zum Fiasko kommen. Auch bei mir war es eine eigentlich völlig normale Situation, die zur Eskalation führte. Unverständnis, unberechtigte Vorwürfe, nicht anerkennen meines Lebensstils. Das wurde zu einem beinahe tödlichen Mix. Die Depression erlaubt keine positiven Gedanken. Alles positive wird irgendwie doch noch ins Negative verkehrt. Alles wird zur Bedrohung, man vermutet immer gleich das Schlimmste. Wobei man das nicht mit Wahnhaftigkeit verwechseln darf. Von einem Pfad der immer positive wie negative Abzweigungen hat wählt man, oder meint es zumindest, stets den negativen oder glaubt gar noch, die Umstände würden einen diesen Pfad entlang führen. Die Konzentration fällt schwer, wenn die dunklen Wolken der Depression da sind. Oder besser noch, nicht schwer, aber sie konzentriert sich darauf, die Wolken zu nähren, ihnen gedankliches Futter zu geben. Gleichzeitig gefällt man sich selbst nicht, will schon gar nicht in diesem Zustand jemandem zur Last fallen. Deshalb setzt man Masken au [...]
Sunday, April 10, 2016
Ein schönes Beispiel für Marketing mit (Gear) VR
Weil mich der eine oder andere bereits fragte, ob diese Gear VR überhaupt für irgendetwas gut sei. Klar, erstens mal für das Wichtigste im Leben: Spass haben. Aber selbst die Kategorie der Werbefuzzies kommt da auf ganz schöne Ideen, wie das folgende Video zeigt:
Tuesday, April 5, 2016
Nicht das Digitale ist kaputt, sondern unsere Gesellschaft
Wie oft höre ich Wehklagen über die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft. Dass alles immer schneller wird und man doch gar nicht mehr hinterher kommt. Bullshit, verbreitet von Digitalisierungsgegnern, die meist nicht mal im Ansatz wissen, wogegen sie da wettern, aber über digitale Demenz und neue Cyberkrankheiten salbadern. Es ist unsere Gesellschaft, die kaputt ist. Die sich immer mehr der Doktrin der Ökonomie unterwirft. Die immer mehr das Optimum fordert, die Kultur der Spitzenleistung, die dazu führt, dass immer mehr Menschen abgehängt, arbeitslos, depressiv und final gar zum Suizid getrieben werden. Wir machen uns kaputt durch die Normen, denen wir uns unterwerfen. Der Mensch als Humanressource, was für eine grausame Vorstellung. Das Leben nur dann etwas wert, wenn man eine bezahlte, selbst schlecht bezahlte Arbeit hat. Wobei die Wirtschaft ja am liebsten hätte, wir würden umsonst für sie arbeiten, das Geld sollen wir dann verdammt nochmal woanders her bekommen. Oder nehmen wir den sozialen Bereich. Jeder Banker würde über die Gehälter lachen, die immer stärker belastete PflegerInnen und Krankenschwertern bekommen. Und ein Krankenhaus nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten führen zu müssen zeigt doch sehr gut, wie tief unsere Gesellschaft gesunken ist. Gesundheit als ökonomisch verrechenbarer Wert. Gesundheit als etwas, bei dem man sich schon fast schämt, krank zu werden. Weil man ja dann den Unternehmen/Krankenversicherungen auf der Tasche liegt. Wann haben wir uns eigentlich einreden lassen, Nebenkriegsschauplätze wie die Digitalisierung wären Kampfzone? Die zunehmende Überwachung durch unseren Staat, der immer höhere Druck auf den Menschen, Leistung bringen zu müssen oder sonst ins existenzielle Nirvana von Hartz IV zu stürzen. Das sind die Probleme, die wir angehen müssen. Wir werden depressiv, wenn wir uns zu viel mit anderen vergleichen. Richtig. Aber ist es nicht teil unserer im Moment doch ausgesprochen k [...]
Friday, April 1, 2016
Ziemlich schlechte Freunde. Meine Session auf der re-publica gemeinsam mit Kati Krause
Ich freue mich sehr. Statt einer Einzelsession bestreite ich eine Podiumsdiskussion gemeinsam mit Kati Krause, die den sehr interessanten Artikel Facebooks psychische Störung geschrieben hat. Während sie den Standpunkt keine Social Media Aktivitäten in der Depression vertritt, erzähle ich von meinen Erfahrungen aus der Psychiatrie und wie mir dort Social Media gerade geholfen hat, den Kampf aufzunehmen. Freue mich schon auf den Gedankenaustausch und hoffe auf viele interessierte Teilnehmer. Session: Ziemlich schlechte Freunde: Depressionen und Social Media
Thursday, March 31, 2016
Die Sucht nach der Sucht
Ich steige mal herab. Ich begebe mich auf ein Niveau, das ich eigentlich nicht wirklich betreten mag. Das Niveau der Nörgler, der Mahner und Kritiker, die hinter allem die ultimative Bedrohung sehen. Den Humbug Internet sucht, den es noch überhaupt nicht als offiziell anerkannte Diagnose gibt mal ganz außen vor gelassen und wie viel manche Ärzte und Therapeuten mit der Behandlung dieser nicht anerkannten Sucht verdienen. Aber ist euch schon mal aufgefallen, dass so ziemlich alles, was Menschen mit mehr Enthusiasmus als der Durchschnitt tun früher oder später dazu führt, dass angebliche Experten wie ein Herr Spitzer von Sucht reden, von Behandlung, von Gefahr? Computerspielesucht, Sucht nach gesundem Essen (Orthorexie, ohne Scherz, gibt es angeblich wirklich), Facebooksucht, Social Media Sucht. Alles wird so dargestellt, als wäre es eine fundiert untersuchte und anerkannte Sucht. Schwachsinn sage ich. Schon immer gab es Menschen, die sich für Themen mehr begeisterten, als der Durchschnitt. Aber deshalb gleich von Sucht zu sprechen, insbesondere, wenn keinerlei wirklich fundierte Untersuchungen existieren, halte ich für unverantwortlich. Andererseits, gefährliche und ausgiebig erforschte Süchte wie die Alkoholsucht, werden sogar noch gefördert und auf Festen zelebriert. Seltsam, wie sehr hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Ich habe oft den Eindruck, es geht hier dem einen oder anderen Psychologen, Arzt oder Therapeuten mehr darum, seine Klientel zu erweitern, als wirklich Menschen mit gefährlichen Süchten zu helfen. Fundierte Studien, ernsthafte Untersuchungen und vor allem eine differenzierte Darstellung der wirklichen Gefahren einer neuen Sucht. Das scheinen die Medien nicht zu schaffen, und oft nicht mal angebliche Experten. Wer einmal einen Rumpelstilzchen Vortrag von Dr. Spitzer erlebt hat, dürfte verstehen, was ich meine. Wenn man in der Gesellschaft aber eine Technologie wie z.B. das Internet permanent schlecht redet, werden d [...]
Friday, March 25, 2016
Social Media und Depressionen. Es kann auch helfen
Viele haben mir damals, in der tiefsten Tiefe meiner Depression, als ich alleine und fern von Familie und Freunden (ich hab Freunde?) in der Klinik saß: Hör bloß auf mit Social Media, das zieht dich nur noch mehr runter. Für mich war das Gegenteil der Fall und ist es auch heute noch. Buch, TV-Doku waren da quasi nur "Abfallprodukte". Als ich in die Klinik aufgenommen wurde, hat mich vor allem das Alleine sein so furchtbar gestört und noch tiefer in die Depression gezogen. Klar hatte ich Mitpatienten. Aber mit vielen konnte man nicht sprechen, weil es ihnen oft so schlecht ging, dass sie schlicht kein Interesse hatten, mit anderen wollte man nicht sprechen. Und meine Follower auf Twitter fragten relativ schnell nach, was denn mit mir los sei. Ich hatte die Wahl: 26 Wochen lügen oder ganz offen mit meiner Depression umgehen. Als ich dazu die Therapeuten befragt, kam von denen: Wenn ich es für mich annehmen kann, ist offener Umgang immer besser. Also habe ich aktiv via Twitter unter dem Hashtag #ausderklapse erzählt. Und bekam bis auf zwei flux geblockte Trolle sehr viel positives Feedback, Tipps, Zuspruch. Und auch Facebook zog mich keineswegs runter, sondern wurde zu einem Ort der Information. Wobei ich Facebook noch nie als Medium zum mich mit anderen vergleichen genutzt habe. Als dann in der Tagesklinik auch noch eine geheime Facebook Gruppe für uns Verhaltensoriginelle eingerichtet wurde, hatte ich einen Kreis von Gleichgesinnten, die sich gegenseitig unterstützten und aufbauten. Ich denke, es kommt auf die Person an. Für mich wäre ein Rückzug vermutlich sogar einer Verschlimmerung gleichgekommen. Zumal man mich in die Depression und den Suizid gerade dadurch gestürzt hatte, dass man mir meine Art zu leben nehmen wollte. Ich würde nicht so weit gehen wie Holly Elmore, die als Teil ihrer Genesung durch das Posten eines absichtlich positiven [...]
Wednesday, March 16, 2016
Meine Depression und ich, wir kommen im Fernsehen
Na ja, noch nicht. Erst mal kommt Morgen ein TV-Team für erste Dreharbeiten. Quasi meinen ersten Tag der Wiedereingliederung dokumentieren, beginnend nach Verlassen des Büros und dann in der Tagesklinik auch mit einem Therapeutengespräch. Denn Morgen beginnt mein zweiter Wiedereingliederungsversuch, diesmal langsamer und mit psychologischer Betreuung. Die Klinik hat sich zu Recht über diese PR gefreut und ich freue mich, dass ich etwas dazu beitragen kann. Einrichtungen wie unser Zentrum für psychische Gesundheit sind wichtige Anlaufstellen für Menschen mit psychischen Problemen. Und die Hilfe, die ich dort erhalten habe, hat mir in der bislang düstersten Phase meines Lebens sehr geholfen. Und alle, die glauben, ich wolle mich profilieren. Ganz ehrlich, da hätte ich mir ein anderes Thema ausgesucht als gerade meine Depression. Das ist nichts, womit man großartig angeben kann. Aber vielleicht hilft das ebenso wie mein Buch, etwas von dem Stigma aufzulösen, das immer noch bei psychischen Krankheiten besteht. Dieses Stigma macht es für psychisch Kranke nicht gerade leicht, sich Hilfe zu suchen oder mit ihrer Krankheit zu leben. Und außerdem, meine Depression ist ein richtiges Arschloch zu Zeiten, hat sie mich doch wieder komplett aus der Bahn geworfen, als ich dachte, alles liefe bestens. Also: Drückt mir die Daumen, Morgen ist ein entscheidender und auch ein spannender Tag.
Saturday, March 12, 2016
Der Verlust grundlegender Werte.
Wir sind entsetzt über hasserfüllte Fratzen vor Bussen mit verängstigten Flüchtlingen. Wir echauffieren uns über Schiessbefehlskonzepte wirrer Politikerversuche. Wir sind verärgert über die deutschen Waffenexporte ins Ausland. "Alle Menschen sind gleich." rufen wir unserem Luigi oder Panagiotis zu, während wir uns über unserer Pizza oder unserem Souflaki über die Weltpolitik auslassen. Oh wie scheinheilig sind wir doch alle. Denn gleichzeitig sind es wir, die plötzlich besorgt sind, wenn vor UNSERER Tür ein Flüchtlingsheim, ein Windpark, ein Solarpark eröffnet wird. Ja natürlich finden wir das gut. Aber nicht gerade hier. Und so fahren wir, besorgte Bürger, die wir plötzlich geworden sind, mit einem mit Plakaten und Bannern vollgeladenen SUV oder Oberklasseprotzgefährt zu eben jenen Modifikationen unserer heilen Welt, und wünschen sie überall hin, nur nicht zu uns. Klar, als im Fernsehen die Bilder aus Syrien in unsere Wohnzimmer drängten, da war sicher in vielen Haushalten Mitgefühl, Sorge, der Wunsch zu helfen. Aber wenn es dann wirklich zum Äußersten kommt, zu aktiver Hilfe weil unsere Waffenlieferungen zu diesem Drama mit beigetragen haben, dann sind wir plötzlich sehr kleinlaut, haben Angst vor dem Fremden, das wir nur wenige Generationen zurück in der Geschichte oft selbst waren (ich für meinen Teil habe zur Hälfte ungarisches Blut in meinen Adern) Ja, wir sollten die Rüstungsfabriken schließen. Bis diese mit Arbeitsplatzverlust und wirtschaftlichen Einbußen drohen. Überhaupt. Alles, was wir an unwürdigem, schädlichem, unnützen, verwerflichen in der Wirtschaft weiter am Leben halten, tut dies vor allem, weil man mit der Keule der Arbeitslosigkeit, des Verlusts unseres Status Quo drohen kann und wird. Hartz IV ist das Damoklesschwert, das uns alle zu gefügigen Arbeiterbienen macht, die sehr schnell den Mund halten, wenn einer aus der führenden, wenn auch nicht zwangsweise intelligenten Kaste das Stichwo [...]
Sunday, March 6, 2016
Ein Tag. Ohne Garantie. Aber länger
8:30 der Wecker klingelt. Zum 5. Mal. Er glaubt immer noch, er könne mich mit seiner Geräuschkulisse beeindrucken, was ich durch einen gezielten Wurf desselbigen in Richtung Wand konterkariere. Kadöngel. Einschlag, wieder eine Kerbe mehr in der gegenüberliegenden Schlafzimmerwand. Kurze Zeit später ein weiterer Aufschlag. Etwas dumpfer. Gleiche Wand. Mein Wohnungsnachbar bedankt sich bei mir und seinem Wecker für das vorzeitige Erwachen. Aufstehen, aber langsam. Das öffnen des Rolladens deckt auf, dass es draußen nicht nur Tag, sondern schon geradezu obszön sonnig ist. Nicht ganz meine Stimmung aber gut. Man kann nicht alles haben, und sich mit dem Wetter anzulegen gehört eher zu den wenig erfolgreichen Aktivitäten. Das mussten selbst ein paar Wetterfrösche mit deren Prognosen bereits erfahren. Ich weiß nicht mehr ganz genau, was ich gestern getrieben habe, aber der Geschmack im Mund lässt mich vermuten, es muss etwas mit Torf, Haaren und irgendwelchen mehr oder minder brennenden Flüssigkeiten zu tun gehabt haben. Scheinbar fand Rüdigers Party entweder in einem Gartencenter oder in einem Tierheim statt. Bad, ich sollte ins Bad. Zumindest mein Mundbiotop sollte wieder in einem eher normalen Aggregatzustand überführt werden. Als ich die Zahnpasta auf die Zahnbürste pressen will, stelle ich fest, Handcreme. Hmm. Nicht ganz, was ich mir jetzt auf meine Zähne platzieren möchte. Ich suche nach der Zahnpastatube, finde sie schliesslich auch. Im Mülleimer. Leer. Nicht dieses Leer, mit dem man sich noch einen halben Monat die Zähne putzen kann weil die Spackos aus der Produktentwicklung die Tube so kontruiert haben, dass jeder normale Mensch maximal die Hälfte des Inhalts herauspressen kann. Nein. Leer im Sinne von aufgeschnitten, abgekärchert, abgeleckt. Leer eben. Alternativen. Ich brauche Alternativen. Die Handcreme hat mich schon vor längerer Zeit eines Morgens nach einer sagen wir mal, ausgiebigen Feier in den eigenen R [...]
Saturday, March 5, 2016
Ode an meine Depression
Ich hasse dich. Ja, ich hasse dich, auch wenn du ein Teil von mir bist. Du hast meine Seele vernarbt, mein Leben geprägt, meinen Weg geändert. Du hast mich ängstlich gemacht und empfindsam, traurig und wütend, krank und lebensmude. Lange habe ich dich versteckt, hab so getan, als gäbe es nicht. Das Lager voller Masken, der Lächelnde, der Glückliche, der Performer. Die echten Gesichter der Trauer und des Lebensunmuts habe ich fein säuberlich versteckt. Du hast mich beinahe über die Kante geschubst, ins letzte Tal gestossen, unter die Erde gebracht. Jetzt, jetzt beginne ich. Gegen dich zu kämpfen, Verträge zu schließen, nicht Angriffspakte, Friedenserklärungen. Ich weiß, dass du immer bei mir wohnen wirst, immer ein Teil von mir, immer ein drohendes Damoklesschwert aus Angst, Panik und unendlicher Trauer. Ich möchte dich beschimpfen für alles, was du mir angetan hast, was du denen angetan hast, die mich begleiteten, die mich begleiten. Aber ich bin auf eine perfide Art dankbar. Dankbar für das sensibler sein, das kreativer sein dank dir. Doch um eins bitte ich dich, lass mich am Leben. Nicht einen Tag, nicht eine Woche, ein Leben. Mein Leben. Unser Leben. Dann lasse ich dir einen Platz in meiner Seele, für einen Tag, für eine Woche für ein Leben. Für mein Leben, unser Leben.
Friday, March 4, 2016
Nur weil es ein Arzt ist, will er dir nicht unbedingt helfen
Ich war schockiert. Gestern Abend. Die Produzentin, die einen Film über Depressionen drehen will und bei dem ich auch eine Rolle habe offenbarte mir, bestimmte Instanzen gäben keine Drehgenehmigung, weil sich eine bestimmte Ärztin da ungefähr wie folgt geäußert hätte: "Das befürworte ich nicht, das könnte dem Heilungsprozess von Herrn Hauck schaden." Nun ist die Ärztin nicht meine Hausärztin und ich will mit ihr auch gar nichts mehr zu tun haben. Geschockt hat mich aber schon, dass hier ohne Rücksprache mit mir über meinen Kopf hinweg entschieden wird. Was lerne ich daraus? Leider scheint "Trust noone" immer noch zu gelten, gerade für Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten. Werde jetzt die entsprechenden Konsequenzen ziehen und bestimmte Freigaben wieder entziehen. Wenn ein Arzt mich krank macht, heißt es: Notbremse ziehen. Auch für meine Leser als Tipp. nur weil es ein Arzt ist, weiß er oder sie nicht alles. Oft existiert nur großes Unverständnis. Leider wurde mir das im letzten Jahr zu spät klar, was dazu führte, das die Hälfte der Zeit an dem völlig falschen Thema therapiert wurde.
Monday, February 29, 2016
Zurück auf Los. Die Klapse hat mich zeitweise wieder
Da war ich wohl zu optimistisch. Oder meine Depression und meine Angststörung gemeinsam zu stark. Ich bin seit etwas über einer Woche wieder in der Tagesklinik. Warum? Primär, weil ich nach den sechs Wochen Wiedereingliederung wohl alle Reserven aufgezehrt hatte und ein kleiner Zusammenbruch folgte. Der führte mich zu meinem Hausarzt. Dann zum Chefarzt der Tagesklinik und dann schon am nächsten Tag wieder in die Tagesklinik selbst. Es wird kein langer Aufenthalt, aber es ist nötig, mich wieder zu stabilisieren und endlich den Fokus auf meine generelle Angststörung zu legen. Die hatte man in der Vergangenheit zu Gunsten der Depression sträflich vernachlässigt. Wohl in der nächsten Woche werde ich wieder halbtags, aber unter enger Begleitung der Tagesklinik wieder einsteigen in den Beruf. Dieses Mal behutsamer, auf mich selbst achtender. Ich dachte wohl wie mein Umfeld, jetzt ist der Uwe wieder gesund, jetzt kann er ja 100% geben, denn das muss ja sein. EINEN SCHEISS MUSS ICH. Ich muss primär nach mir sehen, um endlich stabil zu sein und nie wieder in die gefährliche Gedankenspirale zu geraten, die letztlich bei Suizidgedanken endet. Ich habe eine schwere Krankheit, eine Krankheit, die man ernst nehmen muss und die mich mein Leben begleitet und begleiten wird. Ja, ich werde kämpfen, nein, ich will nicht mehr den finalen aber einfachen Weg gehen. Aber um das zu erreichen brauche ich wohl doch noch mehr Hilfe, als ich dachte. Gott sei Dank stehen mir erneut sehr hilfreiche und erfahrene Menschen in meinem Kampf zur Seite. Ich werde es schaffen, und stärker daraus hervorgehen als jemals zuvor. Nur braucht es einen längeren Weg, als ich dachte.
Sunday, February 7, 2016
Unsere perfekte Gesellschaft ist eine gelogene Gesellschaft
Werbung. Ja, dass Werbung lügt, ist wohl kaum bestreitbar. Natürlich werden die Werber sagen, wir laden emotional auf, wir stellen die Vorzüge dar, aber letztlich lügt die Werbung, um uns Dinge zu verkaufen, die wir eigentlich nicht brauchen. Unsere Schulen bilden unsere Kinder aus, so sagen sie, aber es ist wirklich nur Ausbildung, die uns vorlügt, den ganzen Menschen zu formen. Im Berufsleben sollen wir optimal, makellos, fehlerfrei zum Wohle der Firma tätig sein. Und es gibt nichts negatives, alles ist eitel Sonnenschein, jedweder Change muss bejubelt werden, jede Personalabbaumaßnahme ist nur zum Besten von allen. Es kriechen Politikerversuche aus ihren Löchern, die von Lügenpresse schwafeln, dabei selbst aber die größten Lügen verbreiten, die leider von entsetzlich vielen Menschen geglaubt werden. Vielleicht, weil sie die Wahrheit einfach nicht ertragen. Eigentlich aber gibt es nur eine Sache, die der Wahrheit entspricht. Wir leben in einer vollständige ökonomisierten Gesellschaft von Angestellten, die so klug als möglich für nichts arbeiten und von Kunden, die so dumm als möglich mit Unmengen an Geld jeden Müll kaufen. Vielleicht liegt es daran, das Wahrheit oft Zeit braucht. Recherche, Nachdenken, Widersprüche ertragen oder auflösen. Aber das hieße ja auch nachdenken, und wer will das heutzutage noch. Und vielleicht liegt es auch daran, dass wir alle ein Stück weit zu feige geworden sind, Wahrheiten ins Gesicht zu sehen und Wunden offenzulegen, wenn es mal im Privaten oder im Beruf Dinge anzusprechen gibt. Nein, da erzählt man sich gegenseitig viel lieber wie toll doch alles ist und leidet insgeheim unter unsäglichen Defiziten, bis man daran erkrankt. Oder vielleicht sogar ums Leben kommt. Ihr denkt, ich übertreibe? Hatte ich nicht gerade meinen ersten Geburtstag???
Saturday, February 6, 2016
Ein Jahr älter heißt ein Jahr alt
[caption id="attachment_33939" align="alignleft" width="169"] Danke Konny, für diese absolut tolle Karte ;)[/caption] Ich hatte Gestern Geburtstag. Ja, Gestern. Ich sehe schon meine Freunde (hab ich eigentlich welche?) und meine Bekannten zu ihren digitalen oder analogen Zeitdokumentiereinheiten aka Kalendern rennen, nachsehen und protestieren, ne du, Moment, du hast da was nicht ganz richtig (aha, er spinnt wieder). Doch ihr Lieben: Der 5. Februar wird fürderhin mein zweiter Geburtstagstag sein. Denn an dem Tag hab ich 2015 versucht, mir das Leben zu nehmen. Hörbares Atmen, große Augen. Ja, ich wollte Suizid begehen, ich trau mich das zu sagen, auch wenn es wohl in unserer Gesellschaft fast noch ein größeres Stigma und zu verschweigendes Thema ist als die Depression, die mir grade Gott sei Dank mal nicht auf dem Schoß sitzt oder die Nerven geht. Nein, ich bin da überhaupt nicht stolz drauf und ja, ich weiß heute, warum es passiert ist. Meine Angststörung und Depression ist da eindeutig Hauptschuldiger. Aber auch unglückliche, sehr unglückliche Gespräche haben mich damals über die Klippe geschubst. Na ja, eher getreten. Oder eigentlich katapultiert. [caption id="attachment_33940" align="alignright" width="383"] Der Strauß war weder für meine Depression, noch für mich. Den hat sich so eindeutig meine Lebensretterin und tollste Ehefrau von allen Sibylle verdient.[/caption] Die 26 Wochen danach in verschiedenen Klapsen (ja, ich verwende solche Begriffe, schon deshalb, weil es für mich das ganze weniger klinisch ernst macht) haben mir einiges an Erkenntnissen und vor allem ein paar tolle, neue Menschen gebracht. So gesehen. Ja, [...]
Wednesday, February 3, 2016
Heute ist die Depression auf nen Kaffee da
Das Wetter. Sicher ist es das Wetter. Sonne, dann Regen, dann Schnee, wobei, Sonne kann man eigentlich auch weglassen, also bleiben wir bei Regen und Schnee. Und dann natürlich auch wieder ein paar von diesen querschlagenden Gedanken, die einem die Stimmung mies machen wollen. Heute Morgen hatte ich meine Depression ja eigentlich einkaufen geschickt und mich dann still und heimlich Richtung Büro verkrümelt. Aber irgendwie muss das Miststück das mitbekommen haben. Kaum hatte ich mir den ersten Kaffee geholt, schwupps, saß sie auf meinem Schreibtischstuhl, fuhr damit Karussell und verschob alle Buchstaben aufm Bildschirm. "Muss das sein, hatten wir uns nicht heute Morgen auf nen Nichtangriffspakt geeinigt?" Ich blickte meine Depression genervt an. Die flötete aber nur: "Du hast nix vom Büro gesagt. Und hier isses schön warm und ich kann dir so einfach Stress machen." "Na danke schön, war ja klar. Du bist echt so ein Ekel manchmal." "Und du ganz schön nachtragend. Dabei lass ich dich doch die meiste Zeit in Ruhe." Klar, tut sie, am häufigsten, wenn ich schlafe. "Hör mal, wenigstens hier kannst du dich mal zurückhalten. War gerade am mich konzentrieren." "Du, konzentrieren." Meine Depression kichert sich eins. "Hast du mich da um Erlaubnis gefragt?" "Nu is aber mal gut. Hast du um Erlaubnis gefragt, hier aufzutauchen?" Jetzt schmollt meine Depression. Ich weiß, sie ist nachtragend und ihr ist klar, dass sie im Büro nix verloren hat. "Also sieh zu, dass du Land gewinnst. Sonst setz ich mir eine von meinen Masken auf, und du weißt, was dann passiert." Ha, jetzt hab ich sie. "Schon gut, ich verzieh mich ja, aber dafür darf ich heute Abend raus." "Deal." Wenigstens in Ruhe arbeiten will ich dürfen. "Also los, verpiss dich, und tauch mir hier nicht mehr auf, ist das klar?" "In Ordnung." Meine Depression verwuschelt noch mal alles auf dem Schreibtisch, dann isse weg. Aber ich weiß eins: Heute Abend. Ohne Mas [...]
Monday, January 25, 2016
Die heimliche Depression
Eine der großen Ängste wenn es um die Diagnose Depression geht, ist der mögliche Jobverlust. Um hier nichts zu riskieren, vertuschen viele ihre Erkrankung. Gerade auch im Staatsdienst, wo eine Verbeamtung mit einer ausgiebigen medizinischen Prüfung einhergeht, tendiert man als Betroffener dazu, die Depression zu verheimlichen. Aber auch als Angestellter haben viele noch Angst, offen mit dem Thema umzugehen. Studenten, die auf eine spätere Verbeamtung hoffen, werden sich zwei Mal überlegen, ob sie eine Therapie beginnen oder wenn schon begonnen, darüber sprechen. Ein Gutteil mit schuld daran sind Personaler und Amtsärzte, die wegen einer begonnenen Therapie oder einer Diagnose gleich den Teufel an die Wand malen. Dabei ist allgemein bekannt, dass sich mittlerweile auch psychische Krankheiten sehr gut behandeln und in den Griff kriegen lassen. Man schneidet sich hier ins eigene Fleisch, wenn man Ängste bei Berufsanfängern schürt. Zumal ein schließen aus der Vergangenheit auf die Zukunft schlicht nicht valide ist. Außerdem handelt ein angehender Mitarbeiter ausgesprochen verantwortungsbewußt, wenn er sich bei einer erkannten psychischen Erkrankung in Behandlung begibt. Er will damit das Risiko minimieren. Sofern er nicht mehr Sorge davor hat, dass man ihn gleich als nicht leistungsfähig abstempelt. Eine psychische Erkrankung ist nicht gleichbedeutend mit nicht mehr leistungsfähig. Aber sie sollte anerkannt werden und die Behandlung nicht zum Stigma werden. Wer erkrankt ist, sollte sich deshalb darüber informieren, wie der aktuelle oder potentielle Arbeitgeber mit dem Thema umgeht und es davon abhängig machen, ob er offen über die Krankheit spricht. Denn eine Verpflichtung gibt es nicht.
Wednesday, January 20, 2016
Woran erkennt man Menschen mit Depressionen?
Kurz gesagt, an garnichts. Ein wichtiges Talent haben wohl alle depressiven Menschen. Wir sind brillant im Aufsetzen von Masken. Du kannst einem von Depressionen geplagten in der U-Bahn begegnen, im Supermarkt, im Büro. Du wirst es nicht erkennen. Und wenn wir nicht gerade in einer ganz schlimmen Phase stecken, können wir auch noch ohne Probleme die erwarteten Leistungen bringen. So sieht es zumindest aus, während manch einer innerlich am Boden liegt. Meist fallen erst zu Hause die Masken. Manchmal nicht mal dort. Dann fallen die Masken erst, wenn der Betreffende fällt, wenn gar nichts mehr geht. Auf Rücksicht oder Verständnis hoffen die wenigsten, kann sich ein Außenstehender doch gar nicht vorstellen, wie dunkel, wie hoffnungslos, wie bedrohlich sich alles anfühlt. Man würde alles dafür geben, glücklich, fröhlich oder einfach nur positiv zu sein. Aber die Depression hat einen fest im Griff. Manchmal zu fest, dann wird sie lebensbedrohlich. Dann ist der einzige Moment, an dem ihr einen Depressiven erkennen könnt. Wenn er von "Nutzlosigkeit" spricht, davon, es wäre besser, er wäre nicht da, er mache eh alles falsch. Dann ist der Moment, wo es wirklich gefährlich wird. Seid dann bei ihm, es könnte ihr oder sein Leben retten. Aber ansonsten: Unsere Masken sind unsere Tarnung. Und die funktioniert hervorragend. Leider.
Friday, January 15, 2016
You live, you learn
Einer meiner Lieblingssongs von Alanis Morissette ist "You live, you learn." Nachdem ich jetzt wieder auf freiem Fuß und im Angestelltenalltag angekommen bin, haben mich einige gefragt, wie es mir jetzt geht. Das ist nicht leicht zu beantworten. Irgendwie fühle ich mich wieder ganz, aber immer noch von vielen unsichtbaren Verbänden und Pflastern zusammengehalten. Mein Kopf weiß, wann ich jetzt nein sagen soll, wann ich aufhören muss, alles negativ zu sehen. Aber mein Herz sitzt immer noch in einer Ecke und schmollt. "Nein, ich mach nicht mit, nein, das ist alles nicht war, nein, das hat fast dreißig Jahre funktioniert, das machen wir jetzt schön so weiter." Mein Verstand gewinnt zwar immer häufiger, aber es ist immer noch ein Kampf. Ich könnte einen Maskenladen aufmachen, so viele Masken habe ich in den vergangenen Jahrzehnten getragen um zu funktionieren, um gemocht zu werden. Es gab nur ganz, ganz wenige Menschen, die mich auch mal ohne Fassade, ohne Maske erleben durften. Und die Masken wurden von Jahr zu Jahr schwerer, belasteten, verletzten mich. Und schließlich bin ich unter der Last zusammengebrochen. Und den Anforderungen an mich, anders zu leben, als ich es möchte. Unverständnis war ein Faktor, der mich in den Suizidversuch getrieben hat. Verzweiflung durch die Auswirkungen der Depression und der Angststörung ein anderer. Aber es gab Verbündete, die zu mir standen, während meiner ganzen langen Zeit in verschiedenen Psychiatrien. Da war natürlich meine Familie, die ohne wenn und aber hinter mir stand. Aber ich habe auch gelernt, dass das Netz virtuelle Freundschaften schmieden kann, die weit über reine Spassgespräche hinausgehen. Auch meine Follower auf Twitter, meine "Freunde" auf Facebook und die Leser meines Blogs haben mir unglaublich viel gegeben. Selbst gute, alte Postkarte [...]
Tuesday, January 12, 2016
Ich arbeite wieder
Back to normal. Zumindest fast. Noch bin ich in der Wiedereingliederung und damit pro Tag 4 Stunden im Büro. Vermutlich geht mein Umfeld schon wieder davon aus, ich sei ja gesund, ich könne ja wieder volle Leistung erbringen. Aber ich spüre die Mühe, mich morgens aufzuraffen. Die unterschwellige, weil nicht Personen oder Situationen gebundene Angst. Die Stimmungsschwankungen, die meine Medikamente zwar abpuffern aber nicht ganz verschwinden lassen können. Ich bin, ich bleibe krank. Zwar arbeitsfähig krank, aber die Krankheit Depression werde ich immer in mir tragen. Das ist der Unterschied zu einer Grippe oder einem gebrochenen Bein. Da ist man krankgeschrieben, bis man wieder vollständig genesen ist. Vielleicht ist es noch am ehesten vergleichbar Diabetes. Man kann arbeiten, auch in Gegenwart der Krankheit. Immerhin das Schreiben konnte ich fast während meiner ganzen Therapie aufrechterhalten und sogar ausbauen. Die erste vollständige Fassung meines Romans, immerhin 355 Seiten ging heute an meinen Verlag und an meine Lektorin. Jetzt heißt es korrigieren, revidieren, ggf. neu schreiben. Und es läuft ein Projekt an, das etwas mit Fernsehen und Dokumentationen zu tun hat. Noch ist es in einem sehr frühen Stadium, aber auch das ist etwas, das mir in meinem Kampf gegen meine Krankheit und für mehr Verständnis hilft. Es ist seltsam, zu wissen, dass man depressiv ist und dass man das voraussichtlich auch für den Rest seines Lebens sein wird. Dass man immer auf sich Acht geben muss, Zeit für sich frei räumen, anderer Leute Meinung weniger wichtig nehmen. Und dass man sich mit seinen ebenso ins Hirn eingebrannten Ängsten arrangieren muss. Der Kampf hat letztes Jahr begonnen aber er wird nie aufhören. Einzig, ich kenne jetzt meinen Feind und habe Mittel zur Verfügung, ihn unter Kontrolle zu halten. Ob mir das immer gelingen wird? Ich hoffe es. Bislang gab es keine so dunkle Phase mehr, wie Anfang Februar 2015. Das darf es auch nicht mehr g [...]
Monday, January 4, 2016
Ist es Angst, ist es Depression, egal, es ist scheisse
Diagnosen sind ja so ne Sache. Nachdem zunächst alle sich einig waren, ich hätte ein schwere und wiederkehrende Depression, war schon mein Psychotherapeut anderer Meinung. Er vermutete das eigentliche Problem in einer Angststörung, ausgelöst durch sehr negative Erlebnisse in meiner Kindheit (die ich sehr gut verdrängt habe). Die Reha schließlich hat mich aber mal so richtig kaputt diagnostiziert. Generelle Angststörung, schwere Depression, leichte Angstpsychose und leichte Soziophobie. Also kaputt, kaputter geht es nicht. Aber andererseits ist es auch gut, endlich mal die Dinge beim Namen nennen zu können, die einem das Leben schwer und manchmal zur Hölle machten. Aber was ich rückblickend auch festgestellt habe. Ich habe die Krankheit(en) jahrzehntelang mit mir herumgetragen, konnte dennoch einiges aufbauen, erfolgreich ein Studium abschließen und einen Beruf ausüben. Ich bin nicht die Krankheit, sondern weit mehr. Nur in den letzten Jahren hat sie mich immer mehr überrollt. Auch unglückliche Gespräche, Unverständnis für meinen Lebensstil oder einfaches nicht wissen, was meine Krankheit bedeutet, haben mich an den Rand geführt und einmal auch drüber hinaus. Ich kenne meinen Gegner jetzt und weiß, wie ich ihn im Zaum halten kann. Und ich werde offen darüber reden, weil wir noch viel zu sehr darüber schweigen. Auch ein Mann hat mal Angst, oder eine Angststörung. Das ist nichts peinliches, abwertendes oder negatives. Es ist eine Krankheit, die behandelbar ist, eine Krankheit, die man in den Griff bekommen kann, wenn man sich dazu durchringt, überhaupt darüber zu reden. Deshalb ist es dringendst notwendig, neben Depressionen auch über andere psychische Erkrankungen zu sprechen. Denn auch das hilft Menschen, den Mut zu finden, Hilfe zu suchen. Und genau dieser Schritt kann ein Leben retten. So wie letztlich meines.
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