Nun bin ich wieder zurück in Schwäbisch Hall und dort in der psychiatrischen Tagesklinik. Und mit mir viele andere, die unter Angst, Depression leiden. Was die Tagesklinik von der Psychiatrie in Weinsberg unterscheidet? Weinsberg war eher für das wieder stabilisieren da, und für die passende Medikation. Hier in der Tagesklinik werden dafür die Pflaster für die angeknackste Seele ausgegeben. Ich lerne, wie ich mit meiner Krankheit Depression so umgehen kann, damit sie mich im Alltag zwar immer noch begleitet, aber nicht mehr meinen Alltag (zer)stört. Quasi wird der schwarze Hund Depression abgerichtet. Und ich habe ein tolles Team aus Pflegern und Therapeuten um mich, die uns allen mit Rat und Tat zur Seite stehen, uns auch mal auf unsere Stärken hinweisen, die man in der tiefen Schwärze einer Depression gerne vergisst und uns alle wieder auf Spur bringen, um im Alltag zu bestehen ohne unterzugehen. Denn eine Depression verschwindet nicht so einfach, aber mit dem richtigen Handwerkszeug und der richtigen Einstellung lässt sie sich sehr gut bändigen. Ich werde wohl noch einige Wochen brauchen, bis alle Wunden meiner Seele geflickt sind. Aber ich habe hier starke Verbündete und bin mir zum ersten Mal wieder sicher, dass ich es schaffen kann. Schon das ist ein Gefühl, das unglaublich gut tut. Als Mann offen zu seiner Depression zu stehen ist immer noch ungewöhnlich, ein Burn out, ja damit brüstet man sich gerne aber eine Depression, das gibt es nicht, das hat Mann nicht zu haben. Gerade deshalb mache ich meine Depression publik, weil ich eben das nicht gut finde. Depression darf kein Tabu mehr sein, auch nicht für Männer. Je öffentlicher wir das ganze beschreiben, darstellen und die Ängste nehmen, um so mehr Menschen werden auch den Mut finden, sich helfen zu lassen. Und die Unterstützung meiner Follower, Leser und Fans. Danke euch allen, dass ihr auch in dunklen Tagen mir die Treue gehalten habt. I'll be back... very soon.
Monday, April 27, 2015
Friday, April 24, 2015
Magst du Technik, zieh nicht aufs Land
Es klingt wie ein Klischee. Aber leider hat das auch heute noch sehr viel Wahrheit. Menschen vom Land sind generell eher technophob. Das zeigt sich in vielen Dingen. Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk oder Windräder. Wohngebiete, die kaum breitbandige Anbindung haben. Und eine generelle Aversion der Bevölkerung gegen moderne Technik wie Smartphone oder IT generell. Auch heute noch muss ich mich rechtfertigen, warum ich alles über Smartphone verwalte, muss es im Alltag verstecken, will ich nicht schräge Blicke riskieren. Wer Technik liebt, wird auf dem Land nicht glücklich. Dass sich die Bevölkerung damit quasi immer weiter abhängen lässt und junge Leute an die Stadt verliert, führt meist eher dazu, dass noch mehr über die böse Technik geschimpft wird, statt wenigstens ein wenig modern zu denken. Sicher, auch in der Stadt gibt es ewig gestrige, aber dort geht die Entwicklung viel schneller voran und schon durch das komplexere Umfeld ist die Stadt Technologie zugeneigter als das Land, wo man in einer geradezu romantisch verklärten Vergangenheit leben möchte statt die Realität zu akzeptieren.
Sunday, April 12, 2015
Vollzeit Klapse, Teilzeit Klapse und der Wahnsinn der Realität
Ich bin wieder zuhause. Nicht nur für eine Übernachtung,nein, die Vollzeit Klapse hat mich als stabil entlassen. Wohlgemerkt stabil, nicht geheilt, weil Heilung einer schweren Depression nicht so einfach von heute auf Morgen geht. Im Gegenteil es ist eigentlich ein immerwährender Prozess des auf sich selbst achtens und sich nicht wieder in Situationen bringen lassens, die zu einem neuen Schub führen. Letztlich habe ich vor allem gelernt, dass ich mir selbst wichtiger sein sollte, mehr auf mich achten, weniger auf die Meinung und Zuneigung anderer geben. Ich habe Freunde und eine tolle Familie, aber ich muss auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die ich nicht mag und dass das in Ordnung ist, ja sogar dass ich Feinde haben kann, und auch das in Ordnung ist. Schluss mit dem Harmoniebedürfnis. Schluss damit, everbodies darling sein zu wollen. Ab Morgen geht es in die Teilzeit Klapse, in die Tagesklinik hier in Hall. Ich nenne es "auswildern", das langsame Gewöhnen an den "normalen" Alltag. (Der oft viel irrsinniger ist als alles, was man so in der Klapse erlebt). Ich bin so einigen Menschen dankbar, die auch in sehr dunklen Tagen zu mir gehalten haben und es noch tun. Und ich werde weiterhin offen mit meiner Depression umgehen, weil genau das Totschweigen Menschen in die Depression treibt statt zu helfen. Ebenso wie bestimmte bayrische Poltiker, die jetzt ein Berufsverbot in bestimmten Berufen bei Depression fordern. Wie dumm diese Forderung ist, dürfte schon daran ersichtlich werden, dass der Pilot ja eben seine Depression zu verschleiern suchte, weil er wusste, dass das zum Ende seiner Karriere führen könnte. Wenn nun jeder mit der Gefahr des Verlusts seines Jobs wegen Depression konfrontiert ist, werden sich noch weniger Menschen behandeln lassen oder auch nur vernünftig mit ihrer Depression umgehen. Letztlich treiben solche Forderungen noch mehr Menschen zu Extremhandlungen wie Selbstmord. Danke werte Politiker für populistisches dummes Ge [...]
Thursday, April 2, 2015
Etappensieg: Ich darf in die Tagesklinik
8 Wochen sind es nun, seitdem ich mich habe "einliefern" lassen. Zu Beginn mit sehr gemichten Gefühlen aber je länger ich hier war, um so mehr konnte ich erkennen, dass dieser Aufenthalt bitter nötig war, um Prioritäten neu zu setzen, wieder zu mir zu finden und den Weg in ein geändertes, positiveres Leben zu ebnen. Aber jetzt habe ich ein Zwischenziel erreicht. Nächste Woche darf ich endlich nach hause und gehe dann nur noch tagsüber in eine Tagesklinik quasi als Wiedereingliederungsmassnahme. Und ich muss gestehen, was ich bislang als Charakterschwäche sah, ist eine Krankheit, die ich zwar zu bändigen gelernt habe, die aber deshalb nicht weniger belastend für mich ist, ich muss jetzt darauf achten, sie nicht wieder zurückkehren zu lassen. Das heißt zum einen permanent Medikamente zum anderen auch angelernte Verhaltensmuster zu hinterfragen und die eine oder andere liebgewonnene Angewohnheit wieder abzulegen. Und hier habe ich viele spannende, intelligente aber seelisch hart mitgenommene Menschen kennengelernt und von Ärzten und Pflegern viel Unterstützung erfahren. Es ist nicht leicht, sich selbst einzugestehen, dass man depressiv ist. Noch weniger leicht ist es, dass nach außen zu kommunizieren aber für mich war und ist das Teil meiner Therapie, mich endlich nicht mehr zu verstecken, weil ich irgendwie manchmal komisch drauf bin sondern aktiv zu daran zu arbeiten, dass ich damit umgehen lerne und meine Umwelt meine Krankheit akzeptiert. Gerade im Blick auf jüngste traurige Ereignisse ist es bitter nötig, dass Depressionen endlich offen kommuniziert werden können, ohne gleich gesellschaftliche oder ökonomische Konsequenzen fürchten zu müssen. Depression ist eine behandelbare Erkrankung wie jede andere auch. Depression trage ich ein Leben lang mit mir, aber ich kann das Monster bändigen,wenn ich die richtigen Mittel kenne. Wer depressiv ist, der ist nicht schwach, er hat meist nur viel zu lange versucht, stark zu sein.
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